Herr, wie sind deine Werke so groß und so viel! Psalm 104,24
Liebe Leserinnen und Leser,
sehen und staunen lernen! Das kann man mit ganz kleinen, scheinbar unwichtigen Dingen. Nehmen wir einen Grasbüschel – ein ganz kleine Teil der Schöpfung.
Ein Grasbüschel? Das soll ich bestaunen? Gras, das ist ja nun doch nichts Besonderes! Das gibt es doch millionenfach auf unseren Wiesen! Das steht an den Rändern der Autobahn, das schiebt sich durch die Ritzen des Asphalts, steht an unserem Hauseingang und kommt auch immer wieder, auch wenn wir es abmähen, ausreißen und niedertreten!
Ist ein Grashalm wirklich etwas Besonderes?
In einem Biologiebuch steht folgendes über den Grashalm: „Man braucht kein Biologe zu sein, sondern nur ein wenig offen, dann kann man bei der Betrachtung des Grashalms wieder das Staunen lernen. Wie hält sich ein Grashalm, der kein Skelett besitzt, sondern nur in Knoten gegliedert ist, aufrecht? Wie hält er seine Fruchtkrone aus, ohne umzuknicken, wenn der Wind ihn hin und her bewegt? Wie kommt er zu dieser wunderbaren Elastizität? Wie richtet er sich wieder auf, wenn der Mensch ihn niedergetreten hat, wenn der Regen ihn flachgelegt hat?
Gräser können höher als einen Meter werden. Sie haben aber eine Basis von nur ein paar mm. Wenn ihr den Halm an der Spitze anfasst, dann könnt ihr ihn auf die Erde biegen und langsam wieder zurück. Ihr könnt ihn auch loslassen. Er hält das aus. Und wiegt sich anschließend wieder im Wind. Nun macht das mal mit einem Fernsehturm! Was für eine tolle Konstruktion ist unser Halm!“ Soweit das Biologiebuch.
Und noch etwas: Forscher haben herausgefunden, dass Halme auf der Wiese und auf dem Acker klingen. Man muss sich das so vorstellen: Viele Halme, nebeneinander wachsend – jeder mit seinem eigenen Sound! Es ist eine Sinfonie von Klängen, die auf einer Wiese wogt. Das Ohr des Menschen kann sie nicht hören. Aber wenn du das nächste Mal vor einer Wiese stehst – hier bei uns oder im Urlaub vor einer Bergwiese, dann denke daran, dass all die Gräser, all die Halme singen! Es ist wie der Gesang eines unendlich großen Chores. Den Hammerweiher, den Aartalsee, den Edersee umklingt eine Grashalmsinfonie!
Ja, da kann ich nur noch staunen. Denn so ein Grashalm ist doch nur ein kleiner Teil der großen, verschwenderischen, unbeschreiblichen, herrlichen Ganzheit unserer Natur in Gottes Schöpfung auf dieser Erde.
Vielleicht führen diese Gedanken dazu, die Wiese im eigenen Garten oder die Wiese bei einem Spaziergang mit anderen Augen zu sehen. Und hier noch ein Vorschlag: Wie wäre es, wenn wir uns heute oder morgen, bei sonnigem Wetter, einmal auf eine Wiese legen, uns von der Sonne bescheinen lassen und an etwas Großes wie den kleinen Grashalm denken? Und das zum Lobe Gottes.
Herr, wie sind deine Werke so groß und so viel! Psalm 104,24
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Paul Ulrich Rabe, Pfarrer