Liebe Leserinnen und Leser,
es braucht nur eine Sekunde, um das kleine Wort „Danke“ auszusprechen… den Tag mit 24 Stunden gerechnet, hätten wir also jeweils 86400 Möglichkeiten dazu…
Es braucht nur eine Sekunde um „Danke“ zu sagen… und doch: Wie schwer fällt es oft. Wir merken, wie mühsam es manchmal Kindern beigebracht werden muss, wie oft sie erinnert werden müssen… „hast Du dafür auch Danke gesagt?“… und wir Erwachsenen sind nicht anders.
Erntedank erinnert uns sehr eindringlich daran, den Blick zu Gott zu erheben und den Geber aller Gaben in den Blick zu nehmen. Die wesentlichen Dinge haben wir nicht selber erarbeitet oder auf andere Weise verdient. Es gibt so viele Dinge im Leben, für die wir dankbar sein können: die Schöpfung, unsere Nahrung, ein Leben in Freiheit, Familie, für Freunde, den Beruf, Zeit, in der es uns gut und vieles mehr – und letztlich glauben wir als Christen: Gott ist es, der uns mit all dem beschenkt! Nichts ist selbstverständlich. Alles ist Geschenk.
Gott sei Dank!
Ein Buch der Bibel trägt den Namen Hiob. Es handelt von einem gerechten und an Gott glaubenden Mann… Hiob. Gutes hat er empfangen, aber auch viel war ihm auferlegt worden. Von ihm stammt der Satz: Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen? Selbstverständlich nehmen wir das Gute gerne an… Wie aber ist es mit dem Schweren, mit dem Leid, mit dem Bösen? Zunächst einmal: Woher kommt das Leiden? Der Satz von Hiob verdient genaue Beachtung. Hiob sagt: Das Gute haben wir von Gott angenommen … Doch der Zusatz „von Gott“ fehlt in der zweiten Satzhälfte. Dann fragt Hiob nur noch: „… sollten wir dann nicht auch das Unheil annehmen?“ Hiob hat ein sicheres Gespür dafür: Das Gute, das mir in meinem Leben widerfährt, ist ein Geschenk, das unmittelbar von Gott kommt und für das ich ihm auch persönlich danken darf. Aber das Unheil wird mir nicht unmittelbar von Gott geschickt. Gott selber fügt uns Menschen nichts Böses zu.
So wichtig diese Unterscheidung auch ist – so bleibt es dennoch schwer das Böse anzunehmen. Wer daran zerbricht, wer Gott anklagt, wer verzweifelt ist, dem sollten wir keine Vorwürfe machen, sondern versuchen zu trösten und beizustehen.
Hiob aber ist ein Beispiel dafür, dass einem auch die Kraft gegeben wird in Schwerem bei Gott zu bleiben, im Dunklen Gott zu vertrauen. Einer, der auch Böses im Leben aus Gottes Hand annehmen kann, der sich in großem Gottvertrauen auch in dunklen Tälern von Gott begleitet weiß, der ist mir ein Vorbild. Ich weiß nicht, wie es mir in solchen extremen Leiderfahrungen ginge. Ich kann Gott nur bitten: Herr, schenke mir solches Vertrauen, zu glauben, dass mir alle Dinge zum Besten dienen werden.
Ihnen eine gesegnete und mit Dank erfüllte Zeit
Ihr
Paul-Ulrich Rabe
Pfarrer