Liebe Leserinnen und Leser,
können Sie pfeifen? Nicht nur so, dass Töne herauskommen, sondern so, dass man eine Melodie erkennen kann und die Mitmenschen vielleicht sogar gerne zuhören? Ich kann es nicht. Trotzdem beglücke ich derzeit meine Umgebung mit dem zweifelhaften Genuss meiner Pfeifkunst, denn ich habe einen Ohrwurm. Die tänzerische Melodie eines walisischen Volksliedes geht mir nicht aus dem Kopf. Normalerweise versucht man ja, Ohrwürmer möglichst schnell wieder loszuwerden, doch diesmal ist es anders. Ich rufe mir die Melodie immer wieder ins Bewusstsein, denn der deutsche Text, den Diethelm Strauch vor über 40 Jahren dazu verfasste und mit dem das Lied Eingang in diverse Gesang und Liederbücher fand, hat es wirklich in sich:
Seid fröhlich, ihr Christen…
Wir werden darin zur Freude aufgefordert. Angesichts von Krieg, Gewalt, Ungerechtigkeit, Krankheit und schlimmen persönlichen Situationen mag uns das als Zumutung und Anmaßung erscheinen. So mancher wird denken: „Die Christen tun einfach so, als wäre alles „Friede, Freude, Eierkuchen, verleugnen die Realität und machen sich und anderen etwas vor – da mache ich nicht mit!“
Doch weiter im Liedtext heißt es:
Wenn Ihr keinen Grund zur Freude habt, wer hat ihn dann? Denn Gott ist durch Jesus unser Vater geworden.
Jesus Christus hat durch seinen Opfertod am Kreuz dafür gesorgt, dass wir eine persönliche, ja kindliche Beziehung zu Gott haben können. Gott ist unser Vater geworden. Unsere Freude beruht also nicht auf Einbildung, sondern resultiert aus der Tatsache, dass wir in Christus Gottes Kinder sind. Glauben Sie das? Vertrauen Sie darauf?
Falls nicht: Glauben Sie das! Vertrauen Sie darauf! Die für Freude in der Bibel verwendeten hebräischen und griechischen Wörter spiegeln eine große Bandbreite. Mal geht es um tiefe, innere Freude, mal um ausgelassenen lauten Jubel und gelegentlich sogar um intensive, ekstatische Freude. Dann wieder um Freude bei festlichen Anlässen oder schlicht um eine positive Stimmung und Fröhlichkeit in einem glücklichen und zufriedenen Gemütszustand. Diese vielen Facetten von Freude kennen vermutlich die meisten von uns. Auch im Leben der christlichen Gemeinden kommen diese verschiedenen Formen der Freude vor: Im Gottesdienst, im liebevollen Miteinander, bei unserem Gemeindefest im Juli. Und wir hoffen, dass diese Freude ansteckend ist, gerade weil sie nicht oberflächlich oder vergänglich ist, sondern auf der Güte und Treue Gottes beruht. Freude stärkt und ermutigt uns, Freude tröstet und verbindet uns, Freude ist eine Quelle der Hoffnung und Zuversicht in schwierigen Zeiten. Kommen Sie und überzeugen Sie sich selbst! Darüber hinaus ist uns ewige Freude verheißen. Der Apostel Petrus schreibt in einem seiner Briefe: Ihr werdet euch freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.
Glauben Sie das? Vertrauen Sie darauf! Bei mir überwiegt derzeit die stille, kindliche Freude über die Gemeinschaft mit Gott, etwa so wie bei einem Kleinkind, das auf dem Schoß des Vaters Geborgenheit, Annahme, Schutz und Liebe empfindet und sich darüber von Herzen freut: Gott ist in Jesus mein Vater geworden! Das kommt mir in den Sinn bei meinem Ohrwurm und deshalb schäme ich mich überhaupt nicht, wenn mein Gepfeife Stirnrunzeln, Kopfschütteln und verständnislose Blicke hervorruft.
Fröhlich pfeifend grüßt Sie herzlich
Ihr Magnus Müller